Auf dem deutschen Finanzmarkt gibt es nur noch sehr geringe Zinsen für Sparer und einige Banken drohen sogar mit Strafzinsen. Kein Wunder, dass deutsche Sparer immer mehr resignieren und nach Alternativen suchen. In den letzten Monaten richteten sich deshalb vor allem der Blick verstärkt auf internationale Zinsportale im Internet. Diese verlockenden Sparangebote sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Wir erklären warum.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Zinsen noch nie immer gleich hoch waren. Diese Erfahrung machen Anleger schon seit über vielen Jahrzehnte. Wer sich die Zinsentwicklung langfristig ansieht, erkennt eine ständige Berg- und Talfahrt. Auf die Phasen mit relativ hohen Zinsen folgten Jahre mit geringen Zinserträgen. Danach gab es dann wieder über einen längeren Zeitraum höhere Zinsen.
In den späten 1990er Jahren stiegen die Zinsen. Mit dem Platzen der Dotcom-Blase und dem weltweiten Konjunkturabschwung ging es dann mit den Zinsen zunächst wieder bergab. In den Jahren 2003 und 2004 fielen dann die Zinsen kurzzeitig unter die Zwei-Prozent-Marke. Der bislang letzte Aufschwung mit steigenden Zinsen fand dann bis zum Jahr 2007 statt. Dann führte die Finanzkrise nicht nur zu fallenden Aktienkursen, sondern sorgte in ihren verschiedenen Ausprägungen auch dafür, dass die Notenbanken mit einer nie zuvor betriebenen Geldpolitik die Zinsen immer weiter senkten.
Die von der EZB betriebene Geldpolitik hat zwar dazu geführt, dass Banken und Staatspleiten verhindert werden konnten, aber im Gegenzug führte dies auch zu einer Zins-Tiefebene, die sich vor allem für die Sparer auf Tagesgeld oder Festgeldkonten negativ ausgewirkt hat. Nun stehen die Deutschen 2017 vor einer erneuten Senkung des Garantiezinses, welches den Garantiezins (z.B. innerhalb einer Lebensversicherung) erstmals unter 1 Prozent ausweist. Ein Ende der Nullzins-Landschaft ist noch nicht absehbar. Deshalb suchen Sparer verhäuft nach Alternativen. Im Internet findet man inzwischen viele Möglichkeiten höheren Zinsen für sein Geld zu bekommen. Diese Versprechen sind allerdings alle mit höheren Risiken verbunden sind. Risiken, die ein Anleger, der risikofreie Geldanlagen sucht, in der Regel eigentlich nicht tragen will.
Geld anlegen in Tschechien, Bulgarien und Portugal
Betrachten wir die Zinsportale, so heißen die Anbieter beispielsweise Zinspilot, Weltsparen, Savedo oder Deposits. Im Prinzip arbeiten diese Plattformen nur als eine Art Vermittler für die Angebote der Banken aus ganz Europa. So zusagen stellen diese Portale nur die Infastruktur zur Verfügung, um Angebote international zu vermitteln, agieren aber nicht als Bank und haben auch keine Bankenlizenz. Das Prinzip ist einfach. Kunden müssen sich in der Regel auf der Plattform online anmelden und können dann bei der Bank ein Konto eröffnen. Dazu müssen sie sich lediglich via Post-Ident-Verfahren die Identität nachweisen. Der Sparer kann dann sein Geld direkt auf das neue ausländische Bankkonto überweisen. Endet dann die vereinbarte Laufzeit für das Festgeld, überweist die Partnerbank von dem Zinsportal das Geld inklusive der Zinsen auf das angegebene Verrechnungskonto.
Sparer sollten sich jedoch vorab auch über die Risiken und Nachteile bewusst sein. So haben zum Beispiel alle Banken, die noch nennenswerte Euro-Zinsen zahlen, ihren Sitz natürlich auch außerhalb Deutschlands. Das bedeutet, dass die Geldanlage ohne direkten Kontakt zur Bank, erfolgt. Auch Rückfragen bei der Bank können sich schwierig gestalten, wenn man die Sprache des Landes nicht mächtig ist.
Zusätzlich führt eine solche Konstellation auch zu längeren Bearbeitungszeiten. Grundsätzlich verweisen alle deutschen Zinsportale darauf, dass durch die EU-Einlagensicherung Spargelder ähnlich wie in Deutschland bis zu 100.000 Euro abgesichert sind. Für die meisten Sparer ist dies ein wichtiges Argument, um überhaupt Ihr Geld beruhigt in Ländern wie Bulgarien, Rumänien oder Italien anzulegen. In der Praxis sollte aber den Sparern klar sein, dass der weitergegebene Zinsvorteil auch mit Risiken verkauft wird und es bei einer Insolvenz der ausländischen Bank zumindest zu erheblichen Verzögerungen kommen kann, bis eine Entschädigungszahlung fließt. Darüber hinaus sollten Sparer sich auch im Klaren sein, dass die Grenzen zur Einlagensicherung jederzeit in einzelnen Ländern gesenkt werden können.
Ein scheinbar sicheres Investment mit Risiken
Zusammenfassend können wir sagen, dass viele Zinsportale auf den ersten Blick sehr attraktive Angebote für Ihre Sparer haben. Die besten Angebote gibt es aber immer in wirtschaftlich schwächeren Ländern wie Griechenland und Kroatien oder sind von Ländern bzw. Institutionen mit einer sehr schlechten Bonität. Wir raten deshalb unseren Kunden von solchen Portalen ab, da wir der Meinung sind, dass Zinsvorteile von ein oder zwei Prozent pro Jahr diese Risiken nicht wert sind. Als Alternative empfehlen wir unseren Kunden ein ausgewogenes Investmentdepot und ein zusätzliches Investment in offene Immobilienfonds.